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Lars Neugebauer

Woche 1

In der ersten Woche im Bridderhaus geht es mir vor allem darum erste Eindrücke der Stadt Esch und der Umgebung zu bekommen. Die industriellen, sozialen, klanglichen und architektonischen Erkundungen habe ich zuerst gesammelt und mich der Zusammensetzung der Musik, dem Klang und der visuellen Stimulation gewidmet. Die gesammelten Tonaufnahmen der Stadt Esch und der sich in der Nähe befindenden Industrieanlagen werden verarbeitet. Erste klangliche Skizzen entstehen und die Frage: Wie nehme ich die Stadt, die vom industriellen Erbe geprägt ist, wahr und wie soll sich das in der Musik und der Performance „Paradies, Schutt und Asche“ widerspiegeln? Ich befinde mich somit im Prozess der Musik Produktion für die LP, genauso wie in der Entwicklung der ersten Stücke für die Performance. Die Grundlage für die Musik und das Sounddesign für den ersten Teil der Performance entsteht und bildet die Plattform für die Proben der Tänzerinnen in Berlin. Ich erstelle und verarbeite Soundscape von Field Recordings und arrangiere sie zu musikalischen Themen. Dazu entstehen erste Ideen und Skizzen um die Musik visuell zu begleiten und somit eine neue Ebene dazu zu gewinnen.

Woche 2

Wie ist die industrielle Geschichte mit der Kultur und der Gesellschaft von Esch verankert? Wie wird die Industrie in den Alltag und das Umfeld integriert? Es gibt die verlassenen industriellen Strukturen, die umfunktionierten Bauten, die neu belebten Industriehallen und das neue Viertel Belval, das um die Hochöfen gebaut wurde. Man spürt wie präsent die industrielle Geschichte ist und man bewegt sich zwischen dem Erbe, der Stille der verlassenen Industrie, den hochglanzpolierten Hochöfen und die Suche nach den individuellen Geschichten in Verbindung mit der Stahlindustrie. Musikalische, klangliche, atmosphärische und visuelle Verbindungen sind entstanden. Durch die Zeichnungen kommt ein weiteres Abbild der Industrie dazu. Ein Abbild das während des Prozesses auch mit Rhythmen, Schichten, Verläufen und Spuren arbeitet. „Paradies, Schutt und Asche“ bekommt eine visuelle Komponente und „Konstruktion 1“ ist entstanden. „Konstruktion 1“ ist der erste von vier Animationsclips die Motive der industriellen Vergangenheit von Esch einfangen. Musikalisch unterlegt werden sie von Stücken die in Woche eins und zwei entstanden und produziert wurden. Das Arrangieren, Schneiden und Mischen der Tonspuren nimmt einen Großteil der Zeit in Anspruch. Die Motivwahl für Konstruktion 2-4 wird entwickelt.

Woche 3

In der dritten Woche beschäftige ich mich intensiv mit den technischen und künstlerischen Vorbereitungen und Entwicklungen für die Performance „Paradies,Schutt und Asche“ während des OpenHaus am 16. Juni. Ich begleite die tänzerischen Proben in Berlin per Video und bespreche das Konzept mit der Choreografin Anja Kozik von der Tanzkompanie „Oxymoron“. Dies betrifft die musikalische Auswahl für die Performance und die Aufteilung der drei Tänzerinnen auf den Brücken und im Keller vom Bridderhaus. Technische und organisatorische Prozesse werden mit dem Haus besprochen und weiter geplant. Neben den organisatorischen Vorbereitungen, setzte ich mich auch noch weiter mit dem Viertel Belval auseinander. Ich versuche alles was ich beobachte, wahrnehme, und entdecke zu speichern und mich weiter inspirieren zu lassen für die Komposition und Aufnahmen der Musik für die LP. Ich beschäftige mich intensiver mit der Geschichte und den Arbeitsabläufen und Vorgehensweisen der Stahlindustrie. Die Herstellung von Stahl, das Schmelzen von Eisen, die Abläufe in den riesigen Hallen, wirken wie choreografiert, die einhergehen mit einem hohen und vielseitigen Geräuschpegel. Ein Industrieorchester. Die Arbeiten an Konstruktion 2 und 3 gehen weiter. Die Programmierung und das Arrangement für die Videoinhalte im Keller des Bridderhaus werden entwickelt. Wobei sich industrielle und technische Abläufe der Stahlgewinnung, in der Gestaltung der Animationen für den Keller immer stärker suburbanen Tanztempeln von Metropolregionen annähern.

Woche 4

Die letzte Woche wird hauptsächlich den technischen und künstlerischen Vorbereitungen und Umsetzungen gewidmet. Dies beinhaltet den Zeitablauf innerhalb der Woche und der Performance selbst, die inhaltliche und praktische Organisation, die Testphasen mit Licht und Nebel, die räumlichen Aufteilungen und die Proben für „Paradies, Schutt und Asche“. Die Tänzerinnen Veronica Lillo, Alessia D’Isanto, Xenia Argyri, der Musiker/Performer Cikomo Paul sowie der Produktionsleiter Tobias Marten treffen in Esch ein. Wir beginnen die Teile der Performance zusammen zusetzen und auf die Räumlichkeiten des Bridderhaus anzupassen. Dabei werden Anpassung der Musik, der visuellen Ebenen, der Choreografie und der Inszenierung vorgenommen und technische Abläufe geprobt. Während dem Aufbau und der Planung der Performance entstehen weitere kreative Denkprozesse. Wie unterstreicht man die Performance im Keller visuell? Nach vielen Testläufen und unterschiedlichen Motivarbeiten, habe ich mich für eine grafische Komposition entschieden die die Idee von Partikeln widerspiegelt. Gekoppelt an die Lichtinstallation nimmt der Keller Form an. Dazu kommt die Idee der Rollläden und wie wir sie in die Performance integrieren können. Bei meinen ersten Aufenthalten in Luxemburg ist mir ziemlich schnell aufgefallen dass die runtergelassenen Rollläden an den Häusern omnipräsent sind. Die Rollläden kriegen für „Paradies, Schutt und Asche“ eine performative Rolle. Soundcheck und Lautstärke-Tests, sowie den Ablauf von den Brücken zwischen dem Alt - und Neubau und der Terrasse runter zum Keller stehen auf dem Programm.