Sébastien Mettraux
Seine Residenz und seine Ausstellung…
Artikel 45 und 46 des schweizerischen Bundesgesetzes über den Bevölkerungsschutz und den Zivilschutz sieht vor, dass für jeden Einwohner ein atomsicherer Schutzraum in der Nähe seiner Wohnung bereit steht. Neben den Bunkern der Armee und jenen des Zivilschutzes sind auch Eigentümer verpflichtet, beim Bau des Hauses Schutzräume vorzusehen, sie auszustatten und zu unterhalten. So gibt es heute in der Schweiz etwas mehr als 300 000 Schutzräume für 9 Millionen Menschen. Dies entspricht einer Kapazität von über 100% bezogen auf die Gesamtbevölkerung des Landes.
In der Reihe Dernier Paysage I zielt der thematische Fokus auf Details im Inneren der Bunker und atomsicheren Schutzräume, Räume, die der Bevölkerung als Rückzugsort dienen sollen im Falle einer nuklearen Krise, eines Krieges oder eines bakteriologischen Angriffs. Diese verlassenen und versperrten Orte wirken steril und perfekt aufgeräumt, mit dem überlebenswichtigen Minimum und sind gleichzeitig ambivalent: einmal bieten sie Schutz in Zeiten von Katastrophen, dann aber sind sie auch Zeichen der Angst und wirken wie Gefängnisse.
Vom künstlerischen Standpunkt aus gesehen kann man sagen, dass sich Sébastien Mettraux auf die klassischen Darstellungsmodi der Renaissance bezieht, die mit Perspektive, Hell-Dunkel und Modellierung arbeitet, letztere wird von ihm mithilfe eines 3D-Computerprogramms unterstützt. Der direkte und frontale Blick erinnert an die Ästhetik von Videospielen, während das computergenerierte Bild seinerseits den imaginären Charakter einer möglichen Nutzung dieser Orte betont.