Andrea Pichl
Während ihres Aufenthalts im Bridderhaus richtet Andrea Pichl ihren Blick auf die Architektur des Alltags. Insbesondere auf städtische und vorstädtische Details, die in unserem täglichen Leben so präsent geworden sind, dass sie unserem Blick entgehen. Indem Andrea Pichl diese Fassadenelemente, Treppen, Vorplätze und andere Besonderheiten aufgreift, erstellt sie ein Vokabular architektonischer Formen, die sich mit den Epochen und historischen Perioden der Stadt entwickelt haben. In einer bebauten Umgebung kann man einen Putz aus den 1930er Jahren finden, der eine Beleuchtung aus den 1960er Jahren trägt, mit Fenstern, die in den 2000er Jahren erneuert wurden und mit farbigen Jalousien aus den 1980er Jahren kombiniert sind. Diese Überschneidung von Elementen, die auf den ersten Blick harmlos erscheinen, erzählt viel über die Geschichte einer Stadt und ihrer Bewohner.
Andrea Pichl konfrontiert uns mit einer unsichtbaren Geschichte, indem sie diese Details in den Mittelpunkt ihrer fotografischen Arbeit stellt, die Teil einer volkstümlichen Architektur sind, die sich während der zahlreichen Transformationen und Übergangszeiten der Stadt Esch-sur-Alzette entwickelt hat.
Ihre Methode ist die des Flaneurs oder sogar der Passantin. Andrea Pichl geht spazieren und entdeckt die Stadt während dieses Spaziergangs. Sie wirft einen Blick von außen auf die Straßen und Häuser von Esch-sur-Alzette, um dort das zu finden, was den einzigartigen Charakter dieser Stadt ausmacht. Ein architektonischer Charakter, der tief in der Geschichte der südlichen Metropole verwurzelt ist.
Andrea Pichl wird einen Teil ihrer früheren fotografischen Arbeiten am Tag der offenen Tür OpenHaus am 16. jUni 2024 präsentieren.
Diese Residenz findet im Vorfeld einer großen monografischen Ausstellung „Wertewirtschaft“ statt, die die Künstlerin vom 08.11.2024 bis zum 04.05.2025 im Hamburger Bahnhof - Nationalgalerie der Gegenwart in Berlin zeigen wird.
© Roman März